1. Schlafsäcke: Vielseitiger als man denkt

Ob beim Campingausflug an der Nordsee, beim Bergsteigen in den Alpen oder bei der Expedition in der Arktis: Ein Schlafsack ist bei Outdoor-Übernachtungen in der Regel unverzichtbar. Denn erst er macht einen guten und erholsamen Schlaf in Deinem mobilen Übergangszuhause möglich – und kann bei extremen Temperaturen sogar Leben retten! Dabei sind Schlafsäcke vielseitiger – aber auch spezialisierter – als man denkt.

Wenn Du Dir einen Schlafsack kaufen möchtest, solltest Du Dir bereits im Vorfeld überlegen, was Dein zukünftiger Begleiter alles können muss. Natürlich hängt das vor allem davon ab, wann und wo Du unterwegs bist. Brauchst Du einen vielseitigen Camping Schlafsack oder einen extremen Outdoor Schlafsack, der auch bei den eisigsten Temperaturen mit Dir mithalten kann? Bevorzugst Du einen leichten Sommerschlafsack, in dem Du auch bei höheren Temperaturen nicht ins Schwitzen gerätst? Oder suchst Du vielleicht einen Kinderschlafsack, weil Ihr einen Campingurlaub plant oder Dein Kind mit Freunden im Garten zelten möchte?

Je nach Einsatzgebiet gibt es mehr zu beachten als Design und Größe. Denn auch der Schnitt, die Füllung und das Innenfutter sind von großer Bedeutung. Dabei können bereits kleine Unterschiede ganz große Wirkung haben.

2. Die Schlafsacktypen: Mumienschlafsäcke, Deckenschlafsäcke und Hüttenschlafsäcke

Generell unterscheidet man drei verschiedenen Arten von Schlafsäcken: Mumienschlafsäcke, Deckenschlafsäcke und Hüttenschlafsäcke. Sie alle haben ihre jeweiligen Vorzüge, aber auch ganz spezielle Einsatzgebiete.

2.1 Mumienschlafsäcke: Sleep Like an Egyptian

Woher die Mumienschlafsäcke ihren Namen haben? Von ihrer Form, die den Konturen des menschlichen Körpers nachempfunden ist und so an die leicht vergilbten Gruselfreunde aus dem alten Ägypten erinnert. Doch das etwas angestaubte Design hat einen ganz besonderen Grund, der vergleichsweise wenig mit der Optik zu tun hat: Denn weil der Mumienschlafsack eng am Körper anliegt, bleibt kaum Platz für kalte Luft, die Dein Körper andernfalls erst mühsam erwärmen müsste. Auf diese Weise wärmt der Mumienschlafsack wesentlich schneller und effektiver als andere Vertreter seiner Art. Darüber hinaus haben die meisten Modelle Kopfteile mit Zugbändern, die Du wie eine Kapuze über Deinen Kopf ziehen kannst. So ist der Schlafsack auch für Tiefsttemperaturen perfekt geeignet - und der Mumienlook perfekt!

Außerdem haben viele der schlanken „Schlafsocken“ ein sehr geringes Packmaß (die Größe, wenn der Schlafsack sorgfältig verpackt ist). Das ist besonders wichtig, wenn Du zu Fuß unterwegs bist und Deinen Schlafsack im Bodenfach Deines Rucksacks verstaust oder ihn an speziellen Trageriemen befestigst.

Über die Beinfreiheit von Mumien

Beim Kauf Deines Mumienschlafsacks solltest Du gut darauf achten, dass er auch wirklich passt. Ist er zu groß, geht ein beachtlicher Teil seiner isolierenden Wirkung verloren. Ist er hingegen zu klein, behindert er Dich beim Schlafen. Denn viel Bewegungsfreiheit hast Du auch in einem perfekt passenden Mumienschlafsack nicht. Somit ist er für Personen, die viel Platz zum Schlafen brauchen oder für viel rotierende Schlafakrobaten generell eher weniger geeignet. Außerdem solltest Du auch überlegen, ob dieser Schlafsack als Kinderschlafsack für Deinen Nachwuchs in Frage kommt. Einen Kompromiss stellen hier eiförmige Schlafsäcke dar, die mehr Platz zum Strampeln, aber leider auch mehr Raum für kalte Luft bieten.

2.2 Deckenschlafsäcke – Die großzügigen Vielabdecker

Deckenschlafsäcke sind in der Regel rechteckig, weshalb sie mit ihrer Form an eine Bettdecke erinnern. So halten sie Dich nicht nur schön warm, sondern bieten Dir auch viel Bewegungsfreiheit und Platz. Ihre isolierende Wirkung ist allerdings geringer als die eines Mumienschlafsacks, da mit Dir zusammen eine Menge kalter Luft in den Schlafsack kriecht. Somit ist der Deckenschlafsack zwar weniger für kalte Übernachtungen in Eis und Schnee geeignet, überzeugt aber mit einer anderen, durchaus praktischen Eigenschaft. Denn viele Modelle lassen sich mithilfe eines Reißverschlusses an drei Seiten öffnen, sodass Du bei Bedarf eine große, warme Decke erhältst. Ideal für gemeinsame Stunden unterm Sternenhimmel – nur ein Grund, warum der Deckenschlafsack der perfekte Camping Schlafsack ist.

Aber Deckenschlafsäcke haben noch einen weiteren Vorteil. Denn da gar nicht erst die Absicht besteht, dass sie eng am Körper anliegen, werden sie in vielen verschiedenen Größen angeboten. Warum also nicht mal einen Partnerschlafsack oder einen Schlafsack, in dem auch Dein Kleinkind einen kuscheligen Platz zum Schlafen findet? Außerdem lassen sich gleiche Schlafsackmodelle oft mithilfe der Reißverschlüsse verbinden, sodass Dein Schlafsack bei Bedarf auf das Doppelte vergrößert werden kann.

2.3 Hüttenschlafsäcke & Inletts – Ein Hoch auf den Zwiebellook!

Im Gegensatz zu Mumien– und Deckenschlafsäcken sind Hüttenschlafsäcke sehr dünn und leicht gehalten. Daher sollten sie nur in heißen Sommernächten als leichter Schlafsack alleinige Verwendung finden. Sie haben jedoch andere Vorteile, sodass Du Deinen Hüttenschlafsack - unabhängig von Wind und Wetter – bald nicht mehr missen möchtest!

Im Gegensatz zu Deinen dicken, warmen Schlafsäcken sind Hüttenschlafsäcke sehr gut zu reinigen. Was das für entscheidende Vorteile bringt, wenn Du dafür frieren musst? Natürlich wenige. Doch aufgrund ihres dünnen Materials passen sie sehr gut in andere Schlafsäcke und können als hygienisches Inlett verwendet werden. Dieses kann nach Gebrauch gewaschen werden, während der äußere Schlafsack noch schön sauber ist. Der Gebrauch eines Hüttenschlafsacks oder Inletts sorgt also dafür, dass Dein „Hauptschlafsack“ seltener gewaschen werden muss. Das verlängert die Lebensdauer vieler Schlafsäcke erheblich. Ein weiterer Pluspunkt: Durch den „Zwiebellook“ wird die Isolationswirkung Deines eigentlichen Schlafsacks noch einmal deutlich erhöht.

Auch viele reinliche Hüttenbesitzer oder Jugendherbergswirte haben den Nutzen von Hüttenschlafsäcken erkannt. Denn auch wenn ihre Betten gerade während der Saison stark frequentiert werden, möchte natürlich jeder Gast ein sauberes Bett vorfinden. Aus diesem Grund ist die Mitnahme von Hüttenschlafsäcken in vielen Häusern zur Pflicht geworden.

2.4 Mumienschlafsäcke, Deckenschlafsäcke und Hüttenschlafsäcke im Überblick

3. Gut gefüllt ist halb gewärmt

Grundsätzlich werden Schlafsäcke mit zwei verschiedenen Materialien gefüllt: Daunen und Kunstfasern. Wie so oft haben beide Füllmaterialien ihre jeweiligen Vor- und Nachteile. Welche Füllung für Dich am besten geeignet ist, hängt also davon ab, was Du vorhast – und was Dir am besten gefällt.

3.1 Zum Staunen, diese Daunen…

Daunenschlafsäcke sind federleicht, unglaublich atmungsaktiv und haben ein sehr geringes Packmaß. Darüber hinaus haben sie eine hervorragende isolierende Wirkung, sodass sie Dich auch bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt zuverlässig warm halten. Allerdings sind Daunenschlafsäcke vergleichsweise pflegeintensiv. So musst Du sie zu jeder Zeit sorgfältig trocken halten und morgens nach dem Aufstehen gut durchlüften: Denn sobald Feuchtigkeit in Deinen Schlafsack eindringt, besteht die Gefahr, dass die Daunen verkleben und die Isolierleistung dauerhaft beeinträchtigt wird. Aus diesem Grund sind Daunenschlafsäcke zwar für kalte, aber nur weitgehend trockene Regionen zu empfehlen. Wenn Du aber bereit bist, Deinen Daunenschlafsack gut zu pflegen, wird er Dich für viele Jahre treu begleiten.

Welche Daunen stecken in Deinem Schlafsack?

Diese Frage ist grundsätzlich schwierig zu beantworten – denn nur in den seltensten Fällen ist gekennzeichnet, welche Daunen verarbeitet worden sind. Häufig werden schwerere Federn mit den weitaus leichteren Daunen gemischt, sodass das Gewicht ein guter Indikator für den Daunenanteil sein kann. Grundsätzlich hat die Verwendung von Federn (im richtigen Verhältnis) aber auch Vorteile: Denn mit ihren Federkielen sorgen sie für ausreichend Stabilität.

Außerdem werden anstelle von hochwertigen Gänsedaunen oft günstigere Entendauen verwendet. Da diese jedoch eine geringe Isolierfähigkeit haben, müssen Hersteller zu einer größeren Menge von Daunen greifen, um eine gute Leistung zu erreichen. Auch hier sind Gewicht und Volumen also ein gutes Indiz. Das beste Merkmal eines hochwertigen Daunenschlafsacks ist jedoch auch der Preis. Denn willst Du einen Schlafsack günstig kaufen, ist es weniger wahrscheinlich, dass hochwertige Gänsedaunen aus guter Tierhaltung verwendet werden.

3.2 Kunstfasern – Hohe Isolierwirkung auch bei Feuchtigkeit

Im Gegensatz zum Daunenschlafsack bringt ein Kunstfaserschlafsack einiges mehr auf die Waage und hat ebenfalls ein deutlich höheres Packmaß. Da er auch nicht ganz so atmungsaktiv ist wie sein „gefiederter“ Konterpart und dazu eine geringere Isolierleistung hat, müssen wir die Vorteile woanders suchen. Doch die hat er durchaus!

Kunstfaserschlafsäcke punkten vor allem dort, wo der Daunenschlafsack „Federn lässt“: beim Thema Feuchtigkeit. Denn die synthetischen Kunstfasern stecken Nässe wesentlich leichter weg und büßen auch im feuchten Zustand kaum etwas von ihrer Isolierleistung ein. Zudem trocknen sie auch weitaus schneller als Daunenschlafsäcke, sodass sie unterwegs um einiges pflegeleichter sind. Aus diesem Grund sind sie die perfekten Begleiter, wenn Du in Gebieten mit hoher Luftfeuchtigkeit oder mit viel Niederschlag unterwegs bist. Darüber hinaus bietet Dir diese Variante die Möglichkeit, Deinen Schlafsack günstig zu kaufen. Natürlich ist er auch die perfekte Wahl für alle, die auf tierische Produkte verzichten möchten. Der Anschaffungspreis kann sich jedoch bereits nach ein paar Jahren relativieren: Denn da der Kunstfaserschlafsack generell eine niedrigere Lebenserwartung als der Daunenschlafsack hat, musst Du ihn alle paar Jahre austauschen.

3.3 Daunenschlafsäcke und Kunstfaserschlafsäcke im Überblick

4.Gut im (Innen-)Futter?

Neben Form und Füllung hängen Komfort und Leistung Deines Schlafsackes auch davon ab, welches Material für das Futter verwendet wurde. Wenn Du in sehr kalten Gefilden unterwegs bist, empfiehlt sich Baumwolle, welche sehr gut zur Isolierleistung Deines Schlafsackes beiträgt. Soll Dich Dein Schlafsack hingegen angenehm kühl halten, sind Seidenschlafsäcke oder Satin eine gute Wahl. Bei allen Mischmaterialien solltest Du Dir im Vorfeld einige Fragen stellen, z.B.: Wie atmungsaktiv ist das Material? Wie gut isoliert das Material? Wie strapazierfähig ist das Material?

5. Immer wohl temperiert: Welcher Schlafsack ist für welche Temperaturen geeignet?

Wie warm Dich Dein Schlafsack halten sollte, hängt vor allen Dingen davon ab, wo und wann Du unterwegs bist. Und selbstverständlich auch vom eigenen Temperaturempfinden – denn es ist kein Geheimnis, dass manche Menschen einfach schneller frieren als andere.

Wie bereits erwähnt, sind Mumienschlafsäcke aufgrund ihrer Form besser für Minustemperaturen geeignet. Deswegen solltest Du, wenn Du in Eis, Schnee und bitterer Kälte unterwegs bist, unbedingt zu einem solchen Modell greifen. Darüber hinaus weißt Du jetzt auch, dass Daunen deutlich besser isolieren. Wenn Du Dich also auf Deine nächste Bergerklimmung vorbereitest oder das wunderschöne Alaska entdecken willst, solltest Du Dich für einen daunengefüllten Mumienschlafsack entscheiden. Bist Du hingegen eher in wärmeren und feuchteren Gefilden unterwegs, leistet Dir ein Deckenschlafsack mit Kunstfaserfüllung gute Dienste. So weit, so gut.

Aber was ist, wenn Du Dich vorher nicht festlegen willst und noch weniger Deine Reisepläne von Deinem Schlafsack abhängig machen möchtest? Musst Du dann für alle Situationen einen eigenen Schlafsack haben? Grundsätzlich nein – denn neben ausgeklügelten Spezialisten gibt es auch wahre Allrounder unter den Schlafsäcken. So werden zum Beispiel Dreijahreszeitenschlafsäcke oder sogar Vierjahreszeitenschlafsäcke angeboten, die Du im Sommer, aber auch bis zu gewissen Minusgraden verwenden kannst. Gelegenheitscamper und Festivalbesucher sind mit so einem Schlafsack gut beraten.

Anders schaut es jedoch aus, wenn Du bereits weißt, dass es unangenehm kalt werden könnte. Informiere Dich in diesen Fällen bereits im Vorfeld, mit welchen Temperaturen Du rechnen musst: Denn wird es empfindlich kalt, kann Dir Dein Schlafsack unter Umständen das Leben retten und Dich vor Erfrierungen bewahren. In bestimmten Situationen musst Du also auf spezielle Schlafsäcke zurückgreifen.

Komfortbereich, Grenzbereich und Extrembereich

Wie erfährst Du, welcher Schlafsack für Dich bei welchen Temperaturen am besten geeignet ist? Selbstverständlich durch die Angaben der Hersteller – und durch Dein eigenes Temperaturempfinden. Denn dieses ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich: Der eine schläft tief und fest in seinem Schlafsack und kämpft vielleicht mit dem ein oder anderen Schweißausbruch. Der andere bibbert im selben Modell bei der gleichen Temperatur die ganze Nacht vor sich hin und bekommt kein Auge zu. An dieser Stelle wäre es natürlich zu einfach, an das Wärmeempfinden der verschiedenen Geschlechter zu erinnern – auch wenn Frau erwiesenermaßen schneller friert.

Weil Wärme also „relativ“ ist, gibt es seit 2005 eine einheitliche EU-Norm, die all diese Unterschiede berücksichtigt. Die Lösung? Die Hersteller müssen laut dieser EU-Norm drei Richtwerte angeben: den Komfortbereich, den unteren Grenzbereich und den Extrem- oder Überlebensbereich. Dabei werden die Angaben auf der Grundlage einer „Norm-Frau“ (25 Jahre, 60 kg, 160 cm) beziehungsweise eines „Norm-Mannes“ (25 Jahre, 70 kg, 173 cm) gemacht:

• Komfortbereich (TCom): In diesem Bereich fühlt sich „Norm-Frau“ am wohlsten. Sie friert nicht und hat deswegen einen gesunden und erholsamen Schlaf. Und was gut für „Norm-Frau“ ist, kann für „Norm-Mann“ ja nicht schlecht sein (auch wenn es einigen zu warm werden könnte).
• Der untere Grenzbereich (TLim): Hier fühlt sich „Norm-Mann“ pudelwohl. Noch – denn der Wert gibt den unteren Temperaturbereich an, bei dem „Versuchs-Norm-Mann“ noch entspannt schlafen konnte.

Extrem-/Überlebensbereich (TExt): In diesem Bereich geht es weder bei „Norm-Frau“ noch bei „Norm-Mann“ um Schlafkomfort. Denn der Überlebensbereich ist die äußerste Grenze, an der Erfrierungen und Unterkühlungen auftreten können und es sogar lebensgefährlich werden kann. Du solltest diesen Wert also mit absoluter Vorsicht genießen – denn Schlafen bei diesem Bereich ist alles andere als ein Genuss.

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